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Sklaverei und Menschenhandel
Sundetbek

“In dem Maße, wie ihr es meinem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan“ (Math. 25,40)

Menschenhandel und Sklaverei gehört seit frühesten Zeiten zu der Geschichte der Menschheit. Bereits vor 4000 Jahren sollen sich die Sumerer Sklaven in ihrem Reich gehalten haben. In allen Staaten der Erde ist Sklaverei mittlerweile offiziell verboten. Erschreckenderweise werden jährlich trotzdem rund vier Millionen Menschen aus ihrem Land verschleppt. Vor allem Frauen und Minderjährige werden Opfer von Ausbeutung und Zwangsarbeit. Eine weitere traurige Tatsache ist, dass in nahezu jedem Land dieser Welt verdeckter Sklavenhandel praktiziert wird. Auch aus den asiatischen Ländern Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan gelangen immer wieder so genannte „Sklaven“ nach Kasachstan, wo eine deutliche Zunahme der Zwangsarbeit zu verzeichnen ist.

Sundetbeck

Unser neuer Freund in Karakalpakstan

Auf unserer 2.Reise nach Usbekistan begegneten wir einem authentischen Fall dieses grausamen Menschenhandels. Die Tatsache, dass es sich bei diesem Opfer um einen kleinen zehnjährigen Jungen handelte, berührte unsere Herzen stark, tief und nachhaltig. So fiel es uns leicht, uns auch in diesem Jahr für eine Hilfsaktion zu öffnen, die abermals mit Hilfe des Zentrums „Frauen für nachhaltige Entwicklung“ in Nukus und dessen Leiterin Natalja Abdulajeva durchgeführt wurde.

Diese Aktion war Anlass für einen bewegenden Brief, den Natalja an die Mitglieder ihrer Organisation am 24. September 2008 schrieb, in dem es heißt:
Ich schicke Euch diese Zeilen, um von Sundetbek zu erzählen und gleichzeitig meine Freude über diese Geschichte mit Euch zu teilen, die mein ganzes Wesen erfüllt.

Vor einigen Monaten wandte sich Herr Pulat, der Vorsitzende des Kinderdurchgangheims an unsere Organisation. Ein Junge namens Schuyschibaew Sundetbek, geboren im Jahr 1998, wurde aus Kasachstan zu ihm gebracht.
Zusammen mit seiner Mutter wurde der Junge vor einiger Zeit durch eine Bekannte, die ihnen dort Arbeit versprach, nach Kasachstan gelockt und dort als „Sklave“ verkauft.

Seine Mutter musste zuvor einige schwere Schicksalsschläge erdulden, die ihre Psyche stark erschütterten. Zuerst starb ihr Ehemann, später brannte das gemeinsame Haus vollständig nieder. So waren sie und ihr Sohn gezwungen ohne Wohnung und Papiere in der Stadt umher zu ziehen. Schließlich wurden sie ohne irgendwelche persönlichen Papiere nach Kasachstan verschleppt, wo sie in die Sklaverei verkauft wurden. Der Junge hatte Pferde zu hüten, während die Mutter im Haushalt arbeiten musste. Sie wurden häufig regelrecht zusammengeschlagen und bekamen nur sehr wenig zu Essen.
Eines Tages verschwand aus der Herde, die der Junge beaufsichtigen sollte, ein Pferd.
Daraufhin wurde die Mutter von diesem Ort vertrieben. Der Junge jedoch musste als Geisel zurückbleiben, um den Wert für das verloren gegangene Pferd abzuarbeiten. Wo sich die Mutter, die unter einer leichten Form der Schizophrenie leidet, zu dieser Zeit befand, wissen wir bis heute leider noch nicht. Die Nachbarn der Menschen, bei denen der Junge zwangsweise arbeiten musste, riefen die Polizei, die ihn sogleich aus seinem Martyrium befreite und in ein Kinderdurchgangsheim brachte. Bevor er nach Nukus kam, war er in insgesamt drei verschiedenen Durchgangsheimen.


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