Nukus Bazar
Stand der Vormittag ganz im Zeichen der Wissenschaft, wenden wir uns am Nachmittag den humanitären Belangen dieses Landes zu. Um das Ziel zu erreichen, was uns gesteckt wurde, teilten wir uns auf. Für die eine Gruppe war der Besuch bei Ärzte ohne Grenzen das Ziel, die Andere kaufte auf dem Bazar von Nukus Kinderkleidung ein. Gemeinsam wollten wir gegen Spätnachmittag die Einkäufe als Spende dem Heim für blinde Kinder in Nukus übergeben.
Daulet übernahm es, mit unseren Pässen zu den örtlichen Behörden zu gehen, um die notwendigen Formalitäten zu erledigen.
Ohne diese Aufteilung und Daulet`s Bereitschaft, sich der Bürokratie zu stellen, wären die Aufgaben nicht zu schaffen gewesen. Agieren auf drei Zeitebenen, das war die Lösung.
Um die Behördliche zu würdigen, sei berichtet, das Daulet sehr lange hat warten müssen.
Für den Einkauf auf dem Bazar war es notwendig Euro gegen die Landeswährung zu tauschen. Keine einfache Sache.
Den Betrag, den wir unter uns gesammelt hatten, war der Bank zu hoch. Sie hatten den notwendigen Gegenwert von 1000000 Sum nicht vorrätig. Man musste eine Privatperson anrufen, die soviel Geld in Besitz hatte, um den Eurobetrag zu tauschen.
Beim Einkauf wurden Erika, Lydia und Sina von Natascha und einen Dolmetscher begleitet. Natascha kennt sich in Nukus gut aus. Das Sammeln von Spenden für Bedürftige ist ihr ein Anliegen. Sie weiß um die Art der Weitergabe von Spenden.
Der Dolmetscher ist ein junger Mann, der die karakalpaksche Sprache beherrscht, denn alle anderen können nur russisch, was nach den Jahren der Lösung von der UDSSR nicht jeder mehr spricht.
Sein Schicksal sei auch kurz beschrieben. Wie Indira ist er wegen einer Regelverletzung aus der Karrierebahn geworfen worden. Einmal nicht pünktlich bei der Baumwollernte erschienen, er hatte seine Diplomarbeit fast zeitgleich abgeben sollen, kostete den Studienplatz. Er darf zwar heute ein anderes Studium machen, aber es ist minderwertiger.
Alexander, Tatjana, Andrea und ich lassen uns am Haus der „Ärzte ohne Grenzen“ absetzen. Wir treten ein durch eine Hoftür, wenden uns nach links zum Eingang des Hauses. Wir werden empfangen von Carla van Riys. Sie ist Holländerin und leitet das Büro sowie Krankenhaus der Organisation.
Behandelt werden Menschen mit resistenter TB. 60 von 100 Patienten können geheilt werden, wenn sie einen genauen Plan der Medikamentierung einhalten. Es dauert 24 Monate, davon sind 3-4 Monate stationär. Die übrige Zeit überwachen Mitarbeiter der Organisation unter strengen Kontrollen die Einnahme der Medikamente. 26-30 Tabletten am Tag sind zu nehmen. Sie haben Nebenwirkungen wie Psychosen und Übelkeit.
Es ist schwer, diese Behandlungsmethode in Usbekistan durchzusetzen, da die Menschen noch im Gegensatz zu Westeuropa in Großfamilien leben. Ein Krankenhausaufenthalt isoliert, die Medikamenteneinnahme stigmatisiert.
Das eine andere Methode nicht gibt, liegt daran, das es kein Interesse gibt neue Forschungen zu betreiben. Der Stand ist immer noch auf dem von 1956.
Verständlich wird der Tablettenschwarzmarkt, mit dem die Organisation zu kämpfen hat. Die angebotenen Medikamente sind wirkungslos und sehr teuer.
Die resistente TB hatte sich in Usbekistan nach dem Zusammenbruch der UDSSR sowie der Aralseekatastrophe wie eine Epidemie ausgebreitet.
Das Projekt in Usbekistan ist Einzigartig in der Arbeit der Organisation, die sonst nur in Kriegsgebieten tätig wird. Für die nächsten drei Jahre sind die Hilfsleistungen für Usbekistan gesichert. Man ist gleichzeitig bemüht, alles dem staatlichen Gesundheitsministerium des Landes zu übergeben.
Carla van Riys wird Mitte Oktober abgelöst. Ihre Familie und Freunde möchten sie gerne wieder sehen. Sie selbst will eigentlich bleiben. Zum Abschluss noch ein Photo vor dem Haus. Die Nummer ist 21.
Die ganze Unterhaltung wurde in englischer Sprache geführt.
Inzwischen hat sich auf dem Bazar herum gesprochen, das Deutsche für das Kinderheim einkaufen.
Die Menschen freuen sich, geben Rabatt. Es ist eine Ehre für sie, wenn wir bei ihnen gekauft haben.
Am Ende wird es schwer das ganze Geld in brauchbare Waren umzusetzen. Ein Junge mit Handkarren hilft uns, die großen Tüten gefüllt mit Kleidung und Süßigkeiten zu transportieren.
Gegen Abend treffen wir im Kinderheim ein. Nach anfänglichem Zögern ruft man die Bewohner in einem großen Raum zusammen. Alles ist sehr sauber und ordentlich. Es sind Kinder und Jugendliche. Der Grad der Erblindung ist unterschiedlich. Wir beginnen die Tüten auszupacken und den Kindern passende Kleidung und Süßigkeiten in die Hand zu geben. Der Dolmetscher klärt darüber auf, dass die Dinge für sie und die abwesenden Kinder bestimmt sind. Wer unter 3 Kilometer vom Heim entfernt wohnt, schläft zu Hause bei seiner Familie.
Mit stoischer Gelassenheit verfolgen die Betreuer unser Tun. Aus Natascha`s Erfahrung ist dies Vorgehensweise notwendig, da sonst Spenden in anderen Kanälen verschwinden.
Der Abschied ist freundlich und voller Dankbarkeit. Das Licht der Abendsonne, überschwemmt die Flure mit goldener Farbe, fließt über den Hof springt über Bänke und windet sich um Bäume. Spüre, dass die Kinder hier gut aufgehoben sind. Das Sonnenlicht verbindet mich mit Erinnerungen an meine Zivildienstzeit mit behinderten Kindern.Ein erfüllter Tag geht seinem Ende entgegen. Erstmal abspeichern.